Bürokratieabbau als Priorität: Automobilzulieferer fordern bessere Investitionsbedingungen
Die Investitionstätigkeit in Deutschland bleibt schwach. Immer mehr Unternehmen des automobilen Mittelstands verschieben oder streichen geplante Investitionen. Besonders hohe Arbeitskosten und regulatorische Hürden belasten den Standort. Zugleich sorgt die Zollpolitik der USA für Unsicherheit in der Branche. Dies sind zentrale Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des VDA unter Automobilzulieferern sowie Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen.
Investitionszurückhaltung nimmt weiter zu
75 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, eigentlich geplante Investitionen in Deutschland zu verschieben, ins Ausland zu verlagern oder ganz zu streichen. Im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Oktober 2024 (69 Prozent) ist dieser Anteil deutlich gestiegen. Besonders besorgniserregend: 29 Prozent der Unternehmen planen gezielt eine Investitionsverlagerung ins Ausland (Oktober 2024: 23 Prozent). Gleichzeitig wollen nur 1 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen in Deutschland ausweiten.
Hauptgründe für die Investitionszurückhaltung sind die hohen Arbeitskosten (58 Prozent) sowie die verhaltenen Absatzperspektiven auf dem deutschen und europäischen Automobilmarkt (56 Prozent). Vor allem Erweiterungsinvestitionen werden als nicht notwendig erachtet, da das Marktwachstum in anderen Regionen stattfindet.
2025: Mehr Unternehmen erwarten eine Verschlechterung
Die wirtschaftliche Lage bleibt herausfordernd. Während im Oktober 2024 noch 17 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung ihrer Geschäftstätigkeit für 2025 erwarteten, sind es nun nur noch 13 Prozent. Gleichzeitig rechnen 43 Prozent mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung, während 45 Prozent von einer stagnierenden Geschäftslage ausgehen.
Bürokratie bleibt größtes Problem
90 Prozent der Unternehmen empfinden die Bürokratie als starke oder sehr starke Belastung. Zudem behindert sie die Investitionstätigkeit: 50 Prozent der Unternehmen sehen in der Regulierungsdichte einen konkreten Investitionshemmnis.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller fordert daher entschlossenes Handeln:
„In puncto Bürokratie ist für die Zulieferindustrie und insbesondere die zahlreichen mittelständischen Unternehmen der deutschen Automobilindustrie die Belastungs- und Schmerzgrenze längst überschritten – so kann und darf es nicht weitergehen. Echter, konsequenter Bürokratieabbau muss ganz oben auf der Agenda einer neuen Bundesregierung stehen. Wichtig dabei: Maßnahmen zum Bürokratieabbau müssen deutlich stärker als bisher das Rückgrat unserer Industrie, den industriellen Mittelstand, berücksichtigen. Steuert die künftige Bundesregierung beim Thema Bürokratie nicht gegen, wächst die Gefahr weiter, dass sich der automobile Mittelstand noch weiter vom deutschen Standort abwenden muss – mit entsprechend negativen Folgen für Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung.“
Energiepreise bleiben ein massiver Standortnachteil
Auch die hohen Energiekosten setzen die Unternehmen weiter unter Druck. 61 Prozent der Befragten fühlen sich stark oder sehr stark durch hohe Strompreise belastet, 50 Prozent durch die Gaspreise. In der Umfrage sprachen sich 79 Prozent der Unternehmen für politische Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten aus.Weitere zentrale Forderungen der Branche sind Erleichterungen bei Berichtspflichten (78 Prozent), eine Senkung der Arbeitskosten (69 Prozent) sowie eine Reduzierung von Steuern und Abgaben (65 Prozent).
Müller betont: „Während sich der internationale Standortwettbewerb zunehmend verschärft und der geopolitische Druck immer weiter zunimmt, erodiert die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts – das setzt insbesondere dem Mittelstand spürbar zu. Die herausfordernde Lage ist politisch aber viel zu lange folgenlos geblieben. Für das Programm einer neuen Bundesregierung sowie die Koalitionsverhandlungen muss deshalb gelten: Wir brauchen ein ambitioniertes Programm für Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit mit konkreten Reformen. Auch angesichts der sich rapide wandelnden Weltlage und vielfältiger globaler Herausforderungen muss die Politik in Berlin alles in den Fokus nehmen, was Wachstum schafft. Denn wirtschaftliche Stärke ist Grundlage und Basis, um die vielfältigen globalen Herausforderungen bewältigen und langfristig bestehen zu können.“
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Registrieren Sie sich, um keine Informationen und Neuigkeiten der Druckgussbranche zu verpassen!US-Zollpolitik sorgt für Unsicherheit
Die angespannte geopolitische Lage spiegelt sich auch in den Sorgen der Unternehmen wider: 86 Prozent der befragten Firmen gehen davon aus, dass die jüngste Zollpolitik der USA Auswirkungen auf ihr Geschäft haben wird. Dabei erwarten 54 Prozent indirekte Effekte über Lieferanten und Kunden, während 32 Prozent sich direkt betroffen sehen.
57 Prozent der betroffenen Unternehmen rechnen mit negativen Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn. 25 Prozent befürchten Störungen in den Lieferketten, während 17 Prozent als Reaktion eine Verlagerung eigener Standorte und Produktionskapazitäten in Erwägung ziehen.
Beschäftigungsabbau nimmt weiter zu
41 Prozent der Unternehmen melden derzeit einen Fach- und Arbeitskräftemangel. Trotz eines leichten Anstiegs im Vergleich zum Oktober 2024 (37 Prozent) bleibt der Wert deutlich unter früheren Höchstständen – im Frühjahr 2023 lag er noch bei 85 Prozent.
Besorgniserregend ist der anhaltende Beschäftigungsabbau: 56 Prozent der Unternehmen reduzieren aktuell Stellen in Deutschland (Oktober 2024: 54 Prozent). Nur 11 Prozent stellen derzeit neue Mitarbeiter ein.
*Die Umfrage wurde vom 11. bis 26. Februar durchgeführt. Es haben sich 150 Unternehmen beteiligt. Damit liegen dem VDA repräsentative Aussagen zur aktuellen Lage und den Perspektiven der Automobilindustrie vor.