21.11.2023
Branche & Märkte
Fachbericht
Gut jedes dritte Unternehmen plant Investitionsverlagerung ins Ausland
Bürokratie belastet den automobilen Mittelstand immer stärker und ist aktuell gar die größte Herausforderung für die Unternehmen. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Umfrage, die der Verband der Automobilindustrie (VDA) unter den Automobilzulieferern sowie den mittelständisch geprägten Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen durchgeführt hat.
In der Umfrage gaben 85 Prozent der Unternehmen an, durch Bürokratie stark oder sogar sehr stark belastet zu sein. Bereits in vorherigen Umfragen gehörte sie zu den Topbelastungen für die Unternehmen, doch nie lag der Wert höher als in der aktuellen Umfrage (Mai: 72 Prozent; Februar: 62 Prozent). Viele Unternehmen beklagen, dass der Aufwand für nicht wertschöpfende Berichte zunehme, Kapazitäten binde und hohe Kosten verursache. Zudem seien Prozesse in der öffentlichen Verwaltung oft zeitaufwendig und kompliziert, einfache und vor allem digitale Lösungen werden vermisst.
Tendenz bei Investitionsverlagerungen verfestigt sich
Die Umfrage zeigt außerdem, dass sich die Investitionsverlagerungen der Unternehmen weiter verfestigen: Mehr als jedes dritte Unternehmen (35 Prozent) plant inzwischen eine Investitionsverlagerung ins Ausland (Mai 2023: 27 Prozent, Februar 2023: 27 Prozent, September 2022: 22 Prozent). Weitere 14 Prozent planen eine Streichung von Investitionen. Lediglich 1 Prozent der Unternehmen gab an, seine Investitionen in Deutschland angesichts der aktuellen Lage erhöhen zu wollen. Verlagerungsziele sind: andere EU-Länder, Asien und Nordamerika (in dieser Reihenfolge).
Große Mehrheit stark belastet durch hohen Strompreis
Weiteres Ergebnis der Umfrage: Die Energiekosten – vor allem der Strompreis – sind weiter eine der zentralen Herausforderungen für die Automobilzulieferindustrie und den automobilen Mittelstand in Deutschland. 71 Prozent der Unternehmen geben an, stark oder sogar sehr stark durch den hohen Strompreis belastet zu sein. Damit hat sich die Situation zwar leicht entspannt (Mai: 74 Prozent, Februar: 82 Prozent), doch noch immer leiden gut sieben von zehn Unternehmen unter dem hohen Strompreis. Durch die Gaspreise sind unverändert 59 Prozent der Unternehmen stark oder sehr stark herausgefordert (Mai: 59 Prozent, Februar: 73 Prozent).Auftragslage vermehrt im Fokus
Während im Mai noch 42 Prozent der Unternehmen sagten, dass Auftragsmangel aktuell nur eine geringe oder überhaupt keine Herausforderung ist, gaben das in der aktuellen Umfrage nur noch 22 Prozent zu Protokoll. Demgegenüber sagten 41 Prozent, dass ein Mangel an Aufträgen eine große oder sehr große Herausforderung darstellt (Mai: 2023: 31 Prozent, Februar 2023: 21 Prozent). Darin spiegelt sich das schwache gesamtwirtschaftliche Umfeld wider.Tendenz bei Investitionsverlagerungen verfestigt sich
Die Umfrage zeigt außerdem, dass sich die Investitionsverlagerungen der Unternehmen weiter verfestigen: Mehr als jedes dritte Unternehmen (35 Prozent) plant inzwischen eine Investitionsverlagerung ins Ausland (Mai 2023: 27 Prozent, Februar 2023: 27 Prozent, September 2022: 22 Prozent). Weitere 14 Prozent planen eine Streichung von Investitionen. Lediglich 1 Prozent der Unternehmen gab an, seine Investitionen in Deutschland angesichts der aktuellen Lage erhöhen zu wollen. Verlagerungsziele sind: andere EU-Länder, Asien und Nordamerika (in dieser Reihenfolge).„Deutschland muss Industriestandort bleiben“
Beeinträchtigt wird die Investitionstätigkeit in Deutschland vor allem durch die Absatzlage beziehungsweise Absatzerwartung. Diese gaben 27 Prozent als stärkste Beeinträchtigung der Investitionstätigkeit an. Für 16 Prozent der Unternehmen sind es die Energiepreise, für 15 Prozent die Bürokratie und Regulierungsdichte, die sie von Investitionen in Deutschland abhalten.Unsere Umfrage zeigt deutlich: Der automobile Mittelstand in Deutschland leidet immens unter überbordender Bürokratie und hohen Energiekosten. Dass immer mehr Unternehmen Investitionen ins Ausland verlagern, ist ein Warnsignal für Berlin! Es gilt, gegenzusteuern und regulatorisches Klein-Klein durch langfristige Strategien für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu ersetzen.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie
Die Umfrageergebnisse würden gleichzeitig den in der Industriestrategie des Bundeswirtschaftsministers aufgezeigten Handlungsbedarf bestätigen, der nötig ist, um die Transformation der Industrie zu unterstützen und ihre strategische Souveränität und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Umso wichtiger, so Müller, sei es, dass den Erkenntnissen nun konkrete Taten und Gesetze folgen, auch beim Thema wettbewerbsfähige Energiepreise. „Es darf nicht bei Absichtserklärungen bleiben, Berlin muss endlich Maßnahmen ergreifen, um den Strompreis für die Industrie zu senken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. Deutschland muss Industriestandort bleiben“, so die VDA-Präsidentin.
Vor diesem Hintergrund wirkt der Arbeits- und Fachkräftemangel weniger stark als zuletzt: Gegenüber der vergangenen Umfrage im Mai dieses Jahres ist der Anteil der Unternehmen, die unter einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften leiden, auf 71 Prozent gesunken (Mai: 85 Prozent, Februar: 78 Prozent). Suchten im Mai noch 57 Prozent der Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre Standorte in Deutschland, so sind es jetzt noch 43 Prozent. Dazu passt, dass im Mai 19 Prozent der Unternehmen planten, die Beschäftigung in Deutschland zu reduzieren und dies jetzt 40 Prozent der Unternehmen angeben.
Die Umfrage wurde vom 9. Oktober bis 16. Oktober 2023 durchgeführt. Es haben sich 113 Unternehmen beteiligt.
Umso wichtiger, so Müller, sei es, dass den Erkenntnissen nun konkrete Taten und Gesetze folgen, auch beim Thema wettbewerbsfähige Energiepreise. „Es darf nicht bei Absichtserklärungen bleiben, Berlin muss endlich Maßnahmen ergreifen, um den Strompreis für die Industrie zu senken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. Deutschland muss Industriestandort bleiben“, so die VDA-Präsidentin.
Arbeits- und Fachkräftemangel wirkt weniger stark
Für das kommende Jahr geht jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) von einer Verschlechterung im Vergleich zur aktuellen Lage aus. Demgegenüber erwarten 16 Prozent eine Verbesserung ihrer Situation. Rund sechs von zehn (59 Prozent) erwarten mit Blick auf 2024 eine Seitwärtsbewegung.Vor diesem Hintergrund wirkt der Arbeits- und Fachkräftemangel weniger stark als zuletzt: Gegenüber der vergangenen Umfrage im Mai dieses Jahres ist der Anteil der Unternehmen, die unter einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften leiden, auf 71 Prozent gesunken (Mai: 85 Prozent, Februar: 78 Prozent). Suchten im Mai noch 57 Prozent der Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre Standorte in Deutschland, so sind es jetzt noch 43 Prozent. Dazu passt, dass im Mai 19 Prozent der Unternehmen planten, die Beschäftigung in Deutschland zu reduzieren und dies jetzt 40 Prozent der Unternehmen angeben.
Die Umfrage wurde vom 9. Oktober bis 16. Oktober 2023 durchgeführt. Es haben sich 113 Unternehmen beteiligt.