18.01.2024
EUROGUSS 2024 am Puls der Zeit: Bühne und Heimat der internationalen Druckgussbranche
Auf der Fachmesse vom 16. bis 18. Januar 2024 in Nürnberg präsentierten 643 Aussteller aus 33 Ländern ihre Produktinnovationen und nutzten die Plattform zum Netzwerken sowie als Startpunkt für ein erfolgreiches Jahr. Die Zahl der Fachbesucher konnte deutlich gesteigert werden. Gleichzeitig bildete die EUROGUSS traditionsgemäß den passenden Rahmen für den Druckgusstag. Insbesondere aus Italien, der Türkei, Spanien, Österreich und der Schweiz reisten zahlreiche Aussteller an. Sie demonstrierten im Nürnberger Messezentrum alles, was der Druckguss zu bieten hat.
“Die EUROGUSS war erneut ein voller Erfolg. Das zeigen uns viele zufriedene und begeisterte Feedbacks unser Aussteller. Wir konnten der Druckgussbranche Heimat und Orientierung in schwierigen Zeiten geben“, so Christopher Boss, Executive Director der EUROGUSS. „Gleichzeitig war die Veranstaltung ein absolut gelungener Auftakt zum Jubiläumsjahr der NürnbergMesse GmbH. Vor 50 Jahren wurde das Unternehmen gegründet und hat sich aus kleinen Anfängen zu einem der weltweit führenden Messeveranstalter entwickelt.“
Zufriedene Aussteller
Viele der Aussteller sind inzwischen „Stammgäste“ auf der EUROGUSS, etwa das familiengeführte Gießerei-Unternehmen Handtmann aus Biberach, die US-amerikanische Firma Godfrey & Wing mit ihren Imprägnierlösungen oder der schweizerische Maschinenhersteller Bühler Group. „Die EUROGUSS ist ein wichtiger Networking-Event für uns – es ist uns jedes Mal eine Freude dabei zu sein“, erklärt Marco Tobler, Director Global Product Management & Marketing bei Bühler, die Gründe für die Treue. Zum zweiten Mal dabei waren die Grob-Werke aus Mindelheim. „Wir sehen die EUROGUSS als die Messe überhaupt für uns im Bereich Aluminiumdruckguss. Wir sind froh, dass wir die Möglichkeit haben, auf einer globalen Plattform unsere Produkte und Kompetenzen vorzustellen. Wir haben bereits den Stand für die nächste Messe 2026 reserviert“, berichtet Carsten König, Senior Manager Key Account Management Machining, des Unternehmens.Ein Qualitätsmerkmal der EUROGUSS ist ihre Internationalität: 60 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland, allem voran weiterhin aus Europa. Insbesondere aus Italien, der Türkei, Spanien, Österreich und der Schweiz reisten zahlreiche Aussteller an. Sie demonstrierten im Nürnberger Messezentrum alles, was der Druckguss zu bieten hat – von kleinsten Zinkdruckgussteilen bis hin zu riesigen Gussstücken aus Aluminium, Stichwort Giga-Casting. Trotz der Wetterkapriolen – Meteorologen hatten frühzeitig vor Reisen am Mittwoch, dem zweiten Messetag, gewarnt – liegt die Zahl der Fachbesucher in den vier Messehallen mit 14.341 deutlich über den Zahlen der vergangenen EUROGUSS (10.700).
Trendthema Giga-Casting
Beim Rundgang über die Messe wurde überdeutlich, dass Giga-Casting das Trendthema der Branche ist. Beim Giga- oder auch Mega-Casting sind Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Druckguss aktuell dabei, innovative Verfahren zu entwickeln bzw. zu perfektionieren, die es erlauben, immer größere Strukturteile aus Aluminiumguss herzustellen. Damit ist eine Steigerung der Effizienz und der Nachhaltigkeit verbunden. Zahlreiche Giga-Casting-Teile, vom kompletten Hinterwagen bis zur Batteriewanne für Elektroautos, erregten auf der Messe die Aufmerksamkeit der Besucher. „Giga-Casting löst gerade eine Revolution im automobilen Fahrzeugbau aus – ermöglicht durch die Expertise der Druckgussbranche. Mit der Entscheidung, es zu einem unser Schwerpunktthemen zu machen, haben wir den Nerv der Branche genau getroffen“, freut sich Christopher Boss.Auf hervorragend angenommenen Guided Tours konnten die Messebesucher sich einen Überblick verschaffen, wohin sich Giga-Casting entwickelt. Vorträge von Praktikern über die Implementierung der neuen Technologie waren ausgebucht. So berichtete Volvo Cars – aktuell ist das Unternehmen dabei, in Werken in Schweden und der Slowakei Gigacasting zur Serienreife zu bringen – auf dem Druckgusstag von „Lessons Learned“. Und die größte Maschine, die bisher auf dem Ausstellungsgelände in Nürnberg zu sehen war, eine riesige Entgratpresse, war einer der Publikumsmagneten.
Mittelstand im Fokus
Trotz hoher Innovationsfreude befindet sich die Druckgussindustrie in schwierigem Fahrwasser, das durch – gerade in Deutschland wettbewerbs-verzerrend hohe – Energiekosten, überbordende Bürokratie und unsichere konjunkturelle Aussichten, gekennzeichnet ist. Die Branche, stark geprägt durch kleine und mittelständische Betriebe, sieht hier Handlungsbedarf in Politik und Gesellschaft, aber auch bei sich selbst.Von einem mittelständischen (wenn auch branchenfremden) Familienunternehmen kommt Sarna Röser, ehemalige Bundesvorsitzende von DIE JUNGEN UNTERNEHMER und bekannt als aktive Verfechterin der Positionen von Familienbetrieben. In ihrer Keynote zum Start der Messe appellierte sie an die anwesenden Unternehmer: „Wir müssen für unsere Überzeugungen kämpfen. Politisches Engagement ist nicht mehr Kür, sondern Pflicht. Nur wer sichtbar ist, kann die Agenda mitgestalten.“
Zusammen mit Unternehmern aus der Gießereiindustrie und Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, diskutierte Röser unter dem Titel „Zukunft des Mittelstandes: Gießen wir die Zukunft in Deutschland?!“, darüber, wo kleine und mittlere Unternehmen hierzulande der Schuh drückt. Gotthardt nutzte die Gelegenheit, die Position der Staatsregierung zu verdeutlichen: „Aufgabe der Politik ist es, genau zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, damit sich eine „Kultur des Möglichmachens vom Ministerium bis zum Landratsamt“ durchsetzen könne.
Nachhaltigkeit bei Lieferketten
Da die Frage, wie Gießereibetriebe nachhaltig produzieren und wirtschaften können, durch erweiterte gesetzliche Regulierung – Stichwort Lieferketten-gesetz (LkSG) – noch drängender geworden ist, waren Veranstaltungen zu diesem Thema integraler Bestandteil der EUROGUSS. So diskutierten Vertreter von Wissenschaft und Unternehmen unter dem Titel „Nachhaltigkeit in der Gussindustrie – Quo Vadis?“ mit Prof. Dr. Matthias Fifka von der Universität Erlangen-Nürnberg über die besten Wege zur Dekarbonisierung der Druckgussindustrie. Dabei wurde deutlich, dass es entscheidend sein wird, die Umsetzung der Vorgaben des LkSG als Teamaufgabe zwischen den beteiligten Unternehmen zu verstehen, damit Lieferanten nicht überfordert werden.23. Druckgusstag
Bereits zum 23. Mal fand der Druckgusstag statt, der von Hartmut Fischer, dem Vorsitzenden des Verbands Deutscher Druckgießereien (VDD), eröffnet wurde. 26 Vorträge boten im durchwegs sehr gut gefüllten Plenum eine Plattform, neue Technologien, Prozess- und Werkstoffentwicklungen sowie neue Anwendungsbereiche vorzustellen und mit der Fachwelt zu diskutieren. Digitalisierung, Leichtbau und Nachhaltigkeit bildeten hier neben dem Giga-Casting thematische Schwerpunkte. Nach der erfolgreichen Premiere vor zwei Jahren zum zweiten Mal ausgetragen wurde der Europäische Druckgusswettbewerb, bei dem eine fachkundige Jury Gussteile in den drei Kategorien Magnesium, Zink und Aluminium prämierte. Die Sieger lauten: BMW AG, Landshut (Aluminium), HDO Druckguss- und Oberflächentechnik GmbH (Zink) und TCG UNITECH GmbH aus Kirchdorf/Krems in Österreich (Magnesium).Talent Award
Eine innovationsfreudige und zukunftsorientierte Branche benötigt ständig gut ausgebildete Nachwuchskräfte, um die sie mit anderen Industrien konkurriert. Beim erstmalig durchgeführten Student-Day wurde Studierenden ein umfangreiches Programm mit Keynotes, Vorträgen und Rundgängen geboten. Junge Wissenschaftler werden auf der EUROGUSS zudem mit dem Talent Award geehrt. Der Preis zeichnet Absolventen und herausragende Abschlussarbeiten aus dem Bereich Druckguss aus. Den Award gewann in diesem Jahr Danny Rohde von der Universität Kassel.Nächste EUROGUSS
Die nächste EUROGUSS findet vom 13. bis 15. Januar 2026 in Nürnberg statt.