Hand in Hand ins grüne Wunderland?
Die Druckgussindustrie, eine Schlüsselbranche für die Automobil-, Luftfahrt- und Elektronikindustrie, kämpft mit einem Imageproblem: Sie wird nicht nur als schmutzig und veraltet wahrgenommen, sondern gilt außerdem als energieintensiv und umweltbelastend. Ein genauerer Blick zeigt, dass die Branche über enormes Potenzial verfügt, zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu werden. Für die europäische Druckgussindustrie könnte genau das der Schlüssel sein, um ihre Positionen im internationalen Markt zu stärken.
Laut dem Statistischen Bundesamt wird über ein Viertel der Energiemenge in Deutschland in die Industrieproduktion gesteckt. Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes gehören die Metallindustrie, zu der auch Gießereien zählen, sowie die chemische Industrie zu den größten Energieverbrauchern. Gießereien haben deswegen oft ein schlechtes Image im Aspekt Umweltfreundlichkeit. Dabei könnte die europäische Industrie das Bild ändern. Es besteht sogar das Potenzial, als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit voranzugehen.
Das Bild von Rauch und Feuer
Beispielsweise indem man mit den Vorurteilen aufräumt, die noch aus der Vergangenheit stammen. Längst haben Unternehmen Technologien eingeführt, die energieeffizienter und umweltfreundlicher arbeiten. Sie verbessern beispielsweise Produktionsprozesse, senken die Materialverschwendung, fördern die Kreislaufwirtschaft oder nutzen neue umweltfreundlichere Gussverfahren. Das weiß die Branche – aber eben nur die Branche. Jetzt müssen die Fortschritte kommuniziert werden, um Vorurteile abzubauen. Einige Unternehmen, wie GF Casting Solutions und Nemak, gehen hier erste Schritte, indem sie Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen.
Der Druckguss Podcast auf EUROGUSS 365
EUROGUSS kooperiert nun mit den Goldcasting-Moderatoren Fabian Niklas und Staffan Zetterström und veröffentlicht monatlich eine Folge, die sich den Themen der Branche annimmt. In der ersten Episode diskutieren die Moderatoren, wie durch kollaborative Innovationen in Technologien, Materialien und Prozessen die Druckgussindustrie nachhaltiger, wettbewerbsfähiger und zukunftsfähiger machen können, indem sie ökologische und ökonomische Herausforderungen adressieren.
Kompetenzen in nachhaltiger Produktion aufbauen und behalten
Vorreiter bedeutet nicht nur, Fortschritte einmal vorzuweisen, sondern konstant voranzugehen. Verfahren wie Megacasting oder additive Fertigung zeigen, wie sich Material- und Energieeinsparungen realisieren lassen. Gleichzeitig entwickeln Unternehmen (recyclingfähige) Legierungen, um leichte, stabile und nachhaltige Bauteile herzustellen. Diese spielen vor allem für die Industrien Automobil, Luft- und Raumfahrt eine große Rolle und können den Energieverbrauch und die Emissionen während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts senken. Derartige Innovationen in Technologien, Materialien und Prozessen verbessern die Umweltbilanz und sparen dabei Kosten. Alleinstellungsmerkmale, die attraktiv und schwer zu kopieren sind.
Leichter gesagt als getan
Öfen, Recyclingprozesse und Produktion laufen auf Hochtouren. Bedeutet, dass die Druckgussindustrie nicht nur mit dem hohen CO2-Ausstoß kämpft, sondern auch finanziell stark von den Energiepreisen abhängig ist. Insbesondere europäische Gießereien stellt das vor große Herausforderungen, da die Energiepreise hier mit zu den höchsten zählen. Länder wie China und Indien hingehen profitieren von günstigeren Energiepreisen und weniger strengen Umweltauflagen.
Europäische Unternehmen fordern daher mehr Subventionen für grüne Technologien, um die Umstellung auf nachhaltige Prozesse zu finanzieren und Energiepreise, die die internationale Konkurrenz berücksichtigt. Schweden setzt beispielsweise auf eine intensive Zusammenarbeit zwischen Politik und Industrie. Initiativen wie „Fossilfritt Sverige“ sollen Maßnahmen entwickeln, um die Wettbewerbsfähigkeit ohne fossile Brennstoffe zu steigern.
Es braucht Worte UND Taten
Die Umweltprobleme werden durch die Verlagerung der Produktion ins Ausland nicht gelöst, sondern verschoben. Wenn die europäische Druckgussindustrie zum Vorreiter nachhaltiger Produktion werden soll, muss sie sich entsprechend positionieren. Nachhaltigkeit kann der Schlüssel sein, um die Branche zu stärken und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu verringern. In Anbetracht der Geschwindigkeit der Entwicklungen scheint dies allerdings eine Mammutaufgabe.
In Europa bilden sich daher Initiativen, wie der Executive Circle, der die Zusammenarbeit zwischen OEMs, Zulieferern und Gießereien forcieren will. Bei diesem Netzwerk von C-Level-Entscheidern sind sich alle einig, dass die Redewendung „Nur zusammen sind wir stark“ in Kombination mit einer stärkeren Kommunikation mit der Öffentlichkeit und Politik unerlässlich ist, um die Zukunft der europäischen Druckgussbranche zu sichern. Jetzt müssen die Worte nur noch laut werden und Taten diesen folgen.
EUROGUSS Executive Circle am 01. - 02. Juli 2025 in Mailand
Hier führen Entscheidungsträgern der Druckgussindustrie in Europa eingehende Diskussionen über die Zukunft der Branche. Unter dem Motto „Weniger Vergangenheit, mehr Zukunft“ diskutieren die Teilnehmer über Kunden & Markt, internationale Sichtbarkeit & Marketing sowie Employer Branding.
Am 1. und 2. Juli treffen sich erneut Führungskräfte aus der gesamten europäischen Druckguss-Wertschöpfungskette. Wenn Sie dabei sein wollen, melden Sie sich frühzeitig an. Die Plätze sind begrenzt.