Zukunft der Industrie: Menschliche Maschinen im Vormarsch
24.10.2024 Nachhaltigkeit & CO2-Neutralität Fachbericht

Zukunft der Industrie: Menschliche Maschinen im Vormarsch

Humanoide Roboter stehen kurz vor einem Durchbruch in der Industrie. In den letzten Jahren haben Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz (KI), Robotik und Mechanik die Entwicklung beschleunigt. In der Automobilindustrie halten sie bereits Einzug, wie das Beispiel BMW zeigt. Und womöglich auch schon bald in der Druckgussproduktion, wo sie mit hoher Präzision und Flexibilität die automatisierte Handhabung von Gussteilen revolutionieren könnten?

Schwarzer menschenähnlicher Roboter steht vor einem weißen Hintergrund

Tobias Bock von der Management-Beratung Horváth hebt hervor, dass humanoide Roboter flexibel in Produktionsprozesse integriert werden können. Ein wesentlicher Treiber für den bevorstehenden Durchbruch humanoider Roboter ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von KI-Systemen. Bock hebt hervor, dass der aktuelle „Boost“ dieser Technologie maßgeblich durch Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz ausgelöst wurde. 

Die Supermächte der Robotik: China und die USA 

Dank digitaler Zwillinge können humanoide Roboter in simulierten Umgebungen neue Aufgaben erlernen. Das verringert den Programmieraufwand erheblich und erleichtert die Anpassung an unterschiedliche Anforderungen. Ein Beispiel hierfür ist Nvidias Projekt „Groot“, das humanoiden Robotern ermöglicht, motorische Fähigkeiten in einer virtuellen Umgebung zu erlernen und Hindernisse zu überwinden.
Neben den technologischen Fortschritten spielen Investitionen eine zentrale Rolle. In China und den USA fließen beträchtliche Mittel in die humanoide Robotik. In China fördert der Staat die Entwicklung humanoider Roboter gezielt, um die Produktionskapazitäten zu stärken und die Technologieführerschaft auszubauen. Mit der Plattform Tiangong, die als Open Source zur Verfügung steht, wird die Entwicklung zusätzlich beschleunigt. 

Roboterarm in Fabrikumgebung

Produktionsstart humanoider Roboter in greifbarer Nähe 

Tobias Bock erwartet, dass spätestens 2025 die Serienproduktion humanoider Roboter beginnt. Diese Roboter werden zunächst einfache, manuelle Aufgaben übernehmen – wie das Bewegen von Kisten in Produktionsumgebungen. 
Mit fortschreitender technologischer Entwicklung sollen humanoide Roboter bis 2030 menschliche Fähigkeiten in Bereichen wie Flexibilität, Feinmotorik und Geschwindigkeit sogar übertreffen können. In Zukunft könnten sie daher auch komplexere Aufgaben wie Montagearbeiten in Produktionslinien ausführen.

Mittelfristig sieht Bock humanoide Roboter dazu in der Lage, über die Hälfte der manuellen Tätigkeiten in Produktionsumfeldern zu automatisieren. Dies betrifft vor allem physisch anstrengende, repetitive Aufgaben, die derzeit von menschlichen Arbeitskräften ausgeführt werden. Durch den Einsatz von Robotern können Unternehmen Personallücken schließen und qualifizierte Arbeitskräfte von Routineaufgaben entlasten.

Logistik im Wandel: Roboter übernehmen schwere Lasten

Gerade in der Automobilindustrie gibt es zahlreiche manuelle Tätigkeiten in der Logistik und Vorkommissionierung, bei denen humanoide Roboter unterstützen können. Mercedes testet bereits den Roboter „Apollo“ von Apptronik, der Montagesätze transportiert. BMW kooperiert mit Figure Robotics im Werk Spartanburg, um humanoide Roboter in den Produktionsprozess zu integrieren. Erste Ergebnisse zeigen, dass humanoide Roboter anspruchsvolle Aufgaben in einer realen Arbeitsumgebung übernehmen können.
Im Rahmen eines mehrwöchigen Testbetriebs hat der humanoide Roboter Figure 02 erfolgreich Blechteile im Karosseriebau des Werks Spartanburg in spezielle Vorrichtungen eingelegt, die für die Karosseriezusammenführung benötigt werden. Dieser Schritt erfordert besonders taktile Fähigkeiten, die der Roboter zuverlässig ausführen konnte. Die BMW Group testet und bewertet derzeit gemeinsam mit Figure die sichere Integration humanoider Roboter in die Automobilproduktion, um ergonomisch ungünstige und ermüdende Aufgaben für Mitarbeitende zu erleichtern.

Luxus zur Notwendigkeit: Sinkende Preise für Roboter

Aktuell sind humanoide Roboter noch teurer als herkömmliche Industrieroboter. Tobias Bock schätzt, dass die Anschaffungskosten bei der Markteinführung zwischen 80.000 und 120.000 Euro liegen werden. Trotzdem rechnet er mit einem Return on Investment (RoI) von unter 1,36 Jahren. Das bedeutet, dass Unternehmen vergleichsweise schnell von ihren Investitionen profitieren können.
Durch technologische Fortschritte und Skaleneffekte in der Massenproduktion wird erwartet, dass der Preis für humanoide Roboter bis 2030 auf etwa 48.000 Euro sinken wird. Diese Entwicklung, kombiniert mit kontinuierlichen Verbesserungen der Technologie, macht humanoide Roboter zunehmend attraktiv für Unternehmen, die ihre Prozesse effizienter gestalten möchten.

Roboter und die Arbeitswelt der Zukunft

Humanoide Roboter stehen kurz davor, ihren Weg in industrielle Umgebungen zu finden. Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz, erhebliche Investitionen aus den USA und China sowie die bevorstehende Serienproduktion werden dazu führen, dass humanoide Roboter in den nächsten Jahren vermehrt in Produktionsumgebungen eingesetzt werden. 
Unternehmen, die das Potenzial dieser Technologie frühzeitig erkennen, können von einer gesteigerten Effizienz und Produktivität profitieren, während gleichzeitig menschliche Arbeitskräfte von körperlich anstrengenden, repetitiven Aufgaben entlastet werden.

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