Verbrennungsmotoren werden deshalb in der EU – und perspektivisch auch darüber hinaus – bereits in kurzer Frist einen schweren Stand haben. Das vorgeschlagene Minderungsziel entspräche bei Fortführung der geltenden Tank-to-Wheel-Konvention einem faktischen Verbot der Neuzulassung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2035 in der EU.
Gleichzeitig ergeben sich durch die Entwicklung hin zum automatisierten Fahren neue Anforderungen an die Automobilwirtschaft. International operierende Unternehmen mit großen digitalen und technologischen Kompetenzen treiben die Transformation mit hohem Tempo auch im automobilen Sektor voran und verändern damit jahrzehntelang gefestigte Wertschöpfungsnetze und Wettbewerbspositionen. Dies erhöht auf der einen Seite den Anpassungsdruck auf traditionelle Automobilhersteller und -zulieferer, auf der anderen Seite entfalten sich durch die Transformation erhebliche Chancen in den neu entstehenden Wertschöpfungsfeldern und Märkten.
Für die Sicherung des Wohlstands und der Wirtschaftskraft Deutschlands spielt es eine Schlüsselrolle, diese Transformation erfolgreich zu gestalten. Die Automobilwirtschaft hat für viele Regionen in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung. Mit ihren hochprofessionellen globalen Zulieferstrukturen dient sie als Vorbild und sichert Deutschlands Integration in die Weltmärkte. Auch innerhalb Deutschlands besteht eine ausgeprägte Arbeitsteilung zwischen den rund 44.000 Betrieben, die in die Herstellung eines Autos eingebunden sind. Dazu zählen neben den Automobilherstellern (OEM – Original Equipment Manufacturer) und deren direkten Zulieferern auch Unternehmen aus Branchen wie der Metallbearbeitung, dem Maschinenbau oder der Elektroindustrie.
Die Automobilwirtschaft in Deutschland
- In Deutschland können rund 3,26 Millionen Erwerbstätige mit der Automobilwirtschaft assoziiert werden. Diese verteilen sich auf Hersteller, Zulieferbetriebe und Serviceunternehmen, die in direkter Verbindung zum Auto stehen. Zu Letzteren zählen der Kfz-Handel, Werkstätten und Tankstellen.
- 1,2 Millionen Personen sind in produktionsnahen Bereichen der Automobilwirtschaft beschäftigt. Sie befassen sich also mit der konkreten Herstellung von Autos bzw. deren Komponenten. Diese 1,2 Millionen Beschäftigten sind in rund 44.000 Betrieben in Deutschland tätig.
- Die produktionsnahen Bereiche der Automobilwirtschaft verteilen sich erstens deutlich ungleicher im Raum als die dienstleistungsorientierten Tätigkeiten für die Automobilwirtschaft und sind zweitens von der automobilen Transformation der Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung in besonderem Maße geprägt. Deswegen liegt der Fokus dieser Studie auf der Produktion der Fahrzeuge und der dafür notwendigen Komponenten und Teile.
Unternehmen in Deutschland positionieren sich schon heute in automobilen Chancenfeldern
- In der Studie werden – unabhängig von der Bedeutung der regionalen Automobilwirtschaft – auch Regionen identifiziert, in denen sich die Unternehmen mit den drei Chancenfeldern Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung beschäftigen. Bundesweit sind schon heute rund 125.000 Beschäftigte in diesen zukunftsträchtigen Bereichen tätig, die meisten davon in der Elektrifizierung des Antriebsstrangs (etwa 64.000).
- Hohe Beschäftigungsanteile in diesen Chancenfeldern haben vor allem viele bayerische und baden-württembergische Regionen. Aber auch in Thüringen und Sachsen haben Unternehmen bereits signifikante Beschäftigung in den Zukunftsfeldern aufgebaut. Die höchsten Beschäftigungsanteile an der Gesamtbeschäftigung haben Ingolstadt, Wolfsburg und der Bodenseekreis.
- In den drei Chancenfeldern sind in den 40 vom automobilen Wandel besonders betroffenen Regionen etwa 46.000 Personen tätig. Auch wenn die Zahl deutlich unter der Beschäftigung am konventionellen Antriebsstrang liegt, wird deutlich, dass sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt viele Unternehmen mit der automobilen Transformation auseinandersetzen.
In den nächsten Jahren erfolgen signifikante Neuinvestitionen in Chancenfelder
- Insgesamt werden in Deutschland in den nächsten Jahren nach aktuellem Kenntnisstand etwa 139 Milliarden Euro in automobile Chancenfelder investiert, allen voran durch die deutschen Automobilhersteller, die erhebliche Summen zur Gestaltung der Transformation aufwenden.
- Neben den deutschen Herstellern bauen auch ausländische Firmen Kapazitäten in Chancenfeldern (etwa der Batteriezellenproduktion) in Deutschland auf. Mindestens 10 Milliarden Euro werden ausländische Unternehmen laut Ankündigungen in den nächsten Jahren investieren, allen voran Tesla mit einem Volumen von rund 5,8 Milliarden Euro.