• 17.04.2025
  • Fachbericht

Rösler Oberflächentechnik: „Hidden Champion“ aus Oberfranken

Im Druckguss spielen hochpräzise und effiziente Verfahren zur Oberflächenbearbeitung eine zentrale Rolle. Eine der ersten Adressen für diese Technologien ist die Rösler Oberflächentechnik GmbH, ein Familienunternehmen mit über 80 Jahren Erfahrung und globaler Reichweite. Als Weltmarktführer in der Gleitschliff- und Strahltechnik setzt Rösler Maßstäbe. Das Unternehmen mit Firmensitz in Oberfranken beschäftigt weltweit rund 1.600 Mitarbeitende an 15 Standorten.

Rösler Firmengebäude / Rösler Oberflächentechnik
Rösler Firmengebäude am Standort Untermerzbach
Gardena Scherenmesser / Rösler Oberflächentechnik
Scherenmesser von Gardena – vor und nach der Oberflächenbearbeitung

Was Rösler besonders macht, zeigt sich nicht nur in der Vielzahl der Branchen, die das Unternehmen beliefert, sondern auch in der unmittelbaren Präsenz seiner Technologie im Alltag. Jeder Mensch in Deutschland hält schätzungsweise zwei Mal am Tag einen Gegenstand in der Hand, der mit einer Rösler-Anlage bearbeitet wurde. Das reicht vom Gehäuse des Smartphones, dessen Aluminiumkante durch Gleitschleifen entgratet wurde, über die polierten Klingen einer Gardena-Gartenschere bis hin zu Münzen, die im Herstellungsprozess gestrahlt werden. Viele Kunden setzen auf die Technologie von Rösler, ohne dies öffentlich zu machen, um keine Rückschlüsse auf ihre Produktions- und Bearbeitungsverfahren zuzulassen. Diskretion gehört für Rösler ebenso zur Unternehmensphilosophie wie technologische Präzision.

Auch in sensiblen Bereichen wie der Medizintechnik oder in der Luft- und Raumfahrt sind Rösler-Verfahren und Anlagen im Einsatz. 

„Wir bearbeiten vom kleinen Steckverbinder oder dem Knieimplantat bis hin zu Bauteilen des Flugzeugrumpfes oder der Turbinenschaufel so gut wie alles, was aus Metall hergestellt wurde“, sagt Stephan Rösler, der das Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter in dritter Generation leitet.

„Daneben bieten wir auch Spezialverfahren für die Holz-, Keramik- und Steinbearbeitung an.“

Vom Porzellanhersteller zum Anlagenbauer


Die Ursprünge des Unternehmens reichen zurück bis ins Jahr 1933, als Richard Stephan Rösler in Desná, wie Dessendorf im ehemaligen Sudetenland heute heißt, ein Porzellanunternehmen gründete. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Neuanfang im fränkischen Tettau-Schauberg zunächst mit keramischen Verschlüssen für Bierflaschen und pharmazeutischem Porzellan, später die Expansion nach Bad Staffelstein und Untermerzbach. Der Übergang zur Oberflächentechnik begann mit der Entwicklung keramischer Schleifkörper – zunächst aus den Bruchstücken der eigenen Porzellanproduktion. Aus diesen Anfängen entwickelte sich ein hochspezialisiertes Maschinenbauunternehmen, das heute in nahezu allen Industriebranchen vertreten ist.


„Wir haben uns im Laufe unserer Unternehmensgeschichte mehrfach neu erfunden“, erklärt Stephan Rösler. „Heute liefern wir nicht nur Maschinen, sondern komplette Lösungen, die weltweit Maßstäbe setzen – in der Gießereibranche genauso wie in der Medizintechnik, Automobilindustrie, Luftfahrt und vielen weiteren Branchen.“


Ein technologischer Meilenstein war in den 1990er-Jahren der Einstieg in die Strahltechnik. Mit der Etablierung der Marke AM Solutions 2018 wurde ein eigener Geschäftsbereich für das Post Processing von additiv gefertigten Bauteilen geschaffen – ein Zukunftsfeld, das auch in der Gießereiindustrie zunehmend an Bedeutung gewinnt. 

Stephan Rösler / Rösler Oberflächentechnik
Geschäftsführender Gesellschafter Stephan Rösler führt das Unternehmen in dritter Generation

Druckguss: Lösungen für Aluminium, Zink und Magnesium

Die Druckguss- und Gießereiindustrie zählt zu den wichtigsten Kundensegmenten. Im Bereich Strahltechnik ist sie sogar unter den Top-3. Laut Unternehmensangaben entfällt rund ein Drittel des Neumaschinengeschäfts im Bereich Strahltechnik auf diese Branche. „Unsere Technologien ermöglichen es, gegossene Bauteile wirtschaftlich und effizient zu entgraten, zu entzundern oder gezielt zu verfestigen“, so Stephan Rösler.


Ob Aluminium, Zink oder Magnesium – Rösler bietet passgenaue Lösungen: leistungsfähige Anlagentechnik, individuell formulierte Schleifkörper und Compounds sowie ein tiefes Prozessverständnis. Ein typisches Beispiel ist das Shot-Peening-Verfahren, das unter anderem bei BMW für Getriebeteile von E-Autos eingesetzt wird. Dabei wird die Oberfläche durch gezielte Verfestigung mit runden Strahlmitteln belastbarer gemacht – ein entscheidender Vorteil im Leichtbau.
 

Es ist aus unserer Sicht das Zusammenspiel zahlreicher Faktoren, das uns mit unserem Gesamtpaket zum Weltmarktführer im Bereich der Gleitschlifftechnik und Strahltechnik macht“, erklärt Stephan Rösler. 

Zum einen unser umfassendes Produktportfolio: Wir haben uns nicht, wie viele andere Unternehmen in der Branche, auf eine Bearbeitungstechnologie spezialisiert, sondern bieten Strahltechnik und Gleitschlifftechnik gleichwertig an.“ 

Fabrik mit verschiedenen Maschinen und vielen Paletten Keramikschleifkörper
Blick in die Keramikschleifkörper-Produktion

Technologisches Ökosystem aus einer Hand

Tatsächlich bietet Rösler alles aus einer Hand: von der Planung und Konstruktion über die Fertigung und Installation bis zur Inbetriebnahme und Wartung. Das Produktspektrum reicht von Rundvibratoren, Durchlaufanlagen und Drahtgurtstrahlanlagen bis hin zu vollautomatisierten Linien mit Robotik und digitaler Prozessüberwachung. Darüber hinaus entwickelt Rösler alle Verfahrensmittel selbst – über 15.000 Varianten von Schleifkörpern, Strahlmitteln und Compounds stehen zur Verfügung. Damit verfügt das Unternehmen über das weltweit größte Portfolio in diesem Bereich.

Diese Kombination aus breiter Technologiekompetenz und vertikaler Integration ist einer der Gründe für den nachhaltigen Erfolg. Mit eigenem Entwicklungszentrum für additive Fertigung, einem neuen Laser-Abkantsystem für den Bereich Stahlbau, einer firmeninternen Energiezentrale oder einem AutoStore für die Kleinteile-Kommissionierung hat Rösler zuletzt weitere Investitionen am Standort Deutschland getätigt.

Auszeichnung „Best of German Industry“

Auch im Bereich Nachhaltigkeit setzt Rösler Zeichen: Eine neue Brennofen-Generation, die mit geringerem Energieeinsatz auskommt, Photovoltaikanlagen sowie eine firmeninterne Energiezentrale sind Beispiele dafür. Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur interner Anspruch, sondern auch Verkaufsargument, denn energieeffiziente Maschinen senken die Betriebskosten der Kunden.

Für dieses Gesamtbild wurde Rösler 2024 mit dem „Best of German Industry“-Award ausgezeichnet. Die Jury würdigte nicht nur die technologische Breite, sondern auch die Rolle des Unternehmens als „Hidden Champion“, der mit Innovationskraft und Stabilität zum Rückgrat der deutschen Industrie zählt. Stephan Rösler sieht die Auszeichnung auch als Bestätigung des langfristigen Ansatzes: 

„Wir investieren kontinuierlich in Forschung, Entwicklung und Ausbildung, weil wir fest davon überzeugt sind, dass nachhaltiger Erfolg auf Wissen, Erfahrung und Vertrauen basiert.“

Wissen als Wert: Die Rösler Academy

Mit der Rösler Academy hat das Unternehmen ein Weiterbildungszentrum geschaffen, das auch externen Kunden offensteht. In praxisnahen Schulungen werden Grundlagen und Spezialwissen zu Gleitschliff- und Strahlprozessen vermittelt. Die Seminare richten sich an Fachkräfte, Produktionsverantwortliche und Entwickler. So sorgt Rösler nicht nur für gut informierte Kunden, sondern stärkt zugleich die Prozesssicherheit beim Einsatz seiner Anlagen.

Mit über 1.000 Mitarbeitenden in Deutschland und einem globalen Vertriebsnetz aus 150 nationalen und internationalen Handelsvertretungen ist Rösler heute einer der bedeutendsten Anbieter im Bereich der Oberflächenbearbeitung. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg ist das Unternehmen auch in Fachgremien aktiv, etwa im EUROGUSS Executive Circle, der sich für die Innovationskraft der Branche engagiert. Das Unternehmen bleibt ein unverzichtbarer Partner für die Druckgussindustrie.